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Nadine Rebel

Neid ist ein gefräßiges Monster

Zerfressenes Blatt

Neid sei die ehrlichste Form der Anerkennung, sagt man. Wenn das so sein sollte, dann führt diese Art der Anerkennung allerdings nicht zu mehr Harmonie. Diese Form der Anerkennung frisst sich in Beziehungen, frisst sich in Teams, frisst sich ins eigene Herz. Am Ende bleibt nur noch das Gerippe eines einst vitalen grünen Blattes übrig. Ein Gerippe, mit dem niemand etwas anfangen kann.

 

Neid

Eine Empfindung, bei der eine Person einer anderen Person etwas nicht gönnt oder es selbst besitzen möchte – so lautet die Definition.

 

Hier werden zwei Gefühle vermischt, das stört mich an der Definition. Etwas selbst haben zu wollen ist nicht gleichbedeutend damit, es einem anderen nicht zu gönnen oder es dieser Person wegnehmen zu wollen.

 

Man sieht etwas, empfindet es als gut, schön, auch attraktiv oder begehrenswert und möchte es auch haben. Das allein ist für mich kein Neid. Es ist das Wecken von Ideen, Gedanken und Wünschen.

Ob all diese Ideen, Gedanken und Wünsche sinnvoll sind oder sich umsetzen lassen, diese Frage stellt sich im ersten Moment nicht. Im ersten Moment ist diese auch nicht wichtig.

 

Personen etwas zu zeigen und ihnen zu sagen, dass sie dies auch erreichen können, ist der Inbegriff eines Vorbilds und heute das Berufsbild des Influencers. Wären die Menschen frei von Neid, wäre dieser Beruf nicht so erfolgsversprechend. Im Grunde könnte man auch sagen, dass die gesamte Werbeindustrie auf Neid aufgebaut ist.

Diese Personen zeigen etwas, was man nachahmen möchte oder auch erwerben will.

 

Anerkennung

Man erkennt an, dass eine andere Person etwas hat, was wertvoll erscheint. Wertvoller Besitz, Souveränität, Selbstvertrauen, umwerfende Kleidung, eine wundervolle Beziehung, ein beeindruckendes Haus, ein schnelles Auto und vieles mehr.

Man registriert es, man erkennt es, man erkennt es an.

 

Das bedeutet nicht zwangsläufig, es für sich selbst in Anspruch nehmen zu wollen/ es selbst besitzen zu müssen.

 

Auslöser für Aktivität

Die oben beschriebene Art der Anerkennung kann auch Aktivität auslösen.

Sie kann der Treibstoff sein, den der eigene Motor braucht, um auf Touren zu kommen.

Der Geist wird aktiv, der Körper auch, man hat ein Ziel vor Augen und engagiert sich.

Solange man sich dabei nicht selbst verliert und sich immer mehr im Netz der Wünsche verstrickt, ist alles in bester Ordnung.

 

Kritisch wird es, wenn der Blick auf andere dazu führt, dass man sich selbst vernachlässigt.

Ohne zu sehen, wer man ist, wo man steht und wie einzigartig und wertvoll man ist, fühlt man sich verloren. Man beginnt den Dingen nachzujagen, die scheinbar alle Probleme lösen können.

Man überhöht die Personen, die diese Dinge besitzen und erniedrigt sich damit selbst.

 

Hat man sich dann lange genug im Gefühl der Nichtigkeit paniert, setzt Missgunst ein.

 

Missgunst

Charakteristisch für die Missgunst ist ihre ablehnende Haltung. Man sieht die Erfolge, man sieht die Statussymbole, man sieht die persönlich für erstrebenswert erachteten Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften und gönnt sie dem anderen nicht (mehr).

 

Ist dieser Punkt erreicht, hat man sich selbst schon lange vernachlässigt. Auf der Jagd nach dem, was man vermeintlich auch noch benötigt, um endlich perfekt zu sein, hat man sich keine Ruhe gegönnt.

Man ist nie nach Hause zurückgekehrt. Man hat sich nicht auf die Schulter geklopft, dem eigenen Spiegelbild kein Lächeln mehr geschenkt.

 

Man wurde abweisend sich selbst gegenüber. Gleichzeitig agierte man engagiert, war ständig auf Achse, hat geleistet und geackert.

Und immer noch scheinen andere Menschen das zu besitzen, was man sich noch nicht gekauft hat.

 

Und dann fängt die Missgunst an, Löcher in das Blattwerk der eigenen Persönlichkeit zu fressen.

 

Ehrgeiz

Über die Eigenschaft des Ehrgeizes und seine Spielarten habe ich mich schon im Beitrag „verbissener Ehrgeiz“ ausgelassen.

 

Ehrgeiz gilt gemeinhin als positive Eigenschaft, gleichbedeutend mit Kraft, Arbeitseifer, einer klaren Zielsetzung und hoher Leistungsbereitschaft.

Ehrgeiz ist das ausgeprägte Streben nach Erfolg, Geltung und Anerkennung.

 

Was Erfolg ist und wer in der Gesellschaft etwas gilt, darüber entscheiden bei dieser Sichtweise allerdings häufig andere. Die anderen urteilen auch darüber, ob man anerkannt wird.

So kann Ehrgeiz dazu führen, sich fremden Mächten vollkommen auszuliefern

Kann man von sich selbst behaupten, ehrgeizig zu sein?

Ist Ehrgeiz nicht eine Eigenschaft, die man nur durch das Feedback anderer erlangt?

 

Die Gesellschaft geizt allerdings ihrerseits nicht selten mit Anerkennung. Vielleicht stecken deshalb die Worte Ehre und Geiz im Wort Ehrgeiz?

 

Die Frage, ob man anderen die Ehre nicht gönnt und damit geizt, oder ob sich dieses Verhalten nur gegenüber der eigenen Person äußert, kann allein durch die Wortzusammensetzung allerdings nicht geklärt werden.

 

Neid ist kein Wohlfühlfaktor

Neid kann Beziehungen, gleich welcher Art, vergiften. In einer von Neid getragenen Beziehung fühlt sich keiner wohl und geborgen.

 

Wer ständig das Gefühl hat, dass ihm etwas missgönnt wird und wer auf der anderen Seite immer von dem leisen Unterton der gefühlten Unzulänglichkeit begleitet wird, der fühlt sich nicht wohl.

So macht Neid krank. Den Neider und den Beneideten.

 

Histrionie

Werden diese Verhaltensweisen noch mit histrionischen Persönlichkeitszügen abgeschmeckt, kann es anstrengend werden.

Histrionisches Verhalten kommt in jeder Persönlichkeit vor, der Ausprägungsgrad kann variieren. Jede Person möchte ab und an gerne mal im Mittelpunkt stehen, bewundert werden oder Anerkennung erfahren. Dieser Wunsch kann Treiber und Antreiber sein, Anerkennung steht jeder Person zu.

 

Histrionie leitet sich vom Wort „histrio“ – Schauspieler ab. Da wir im gesellschaftlichen Leben gemeinhin eine oder mehrere Rollen übernehmen und ab und an auch spielen müssen, ist es nicht verwunderlich, dass diese Rollenverhalten gepaart mit dem Wunsch nach Anerkennung der Rolle verbunden sein kann. Zugestandene Rollenkompetenz wirkt identitätsstiftend.

 

Wer eine Rolle übernimmt und von außen das Feedback bekommt, dass man ihm diese Rolle nicht nur abnimmt, sondern als authentischen Ausdruck der eigenen Persönlichkeit anerkennt, fühlt sich in seinem Ich gestärkt.

 

Führt dieses als natürlich anzusehendes Verhalten allerdings dazu, dass der Wunsch, immer im Mittelpunkt stehen zu müssen, bestimmend wird, kann sich eine histrionische Persönlichkeitsstörung entwickeln.

 

Personen, die Wesenszüge aufweisen, die der einer histrionischen Persönlichkeitsstörung nahekommen, agieren egozentrisch, theatralisch und weisen dramatisierendes Verhalten auf.

 

Im Gegensatz zu Narzissten sind Histrioniker allerdings weniger wählerisch.

Überhöht der Narzisst sich gerne und fordert deshalb von außen die ungeteilte Aufmerksamkeit, ist es einer histrionischen Persönlichkeit nicht so wichtig, warum sie im Mittelpunkt steht, Hauptsache sie tut es.

 

Diese Menschen brauchen mehr Aufmerksamkeit als andere. Immer.

Sie brauchen permanente Bestätigung, fortwährendes Lob und ungeteilte Zuwendung. 
Es schmerzt sie, wenn andere die Zuwendung bekommen, die sie selbst gerne hätten.

 

Und wenn der Ehrgeiz nicht dazu führt, besser als andere sein zu können, um so die Aufmerksamkeit zu bekommen, dann tut es das Mitleid anderer auch.

 

Diese Personen haben es schwer: Der Partner (m, w, d) unterdrückt sie, die Arbeit ist nie zu bewältigen, man selbst oder Personen aus dem nahen Umfeld hatten einen Unfall usw.

 

So viel Aufmerksamkeit und Empathie diese Personen vom Umfeld durch ihr Verhalten erlangen wollen, so wenig sind sie bereit, sich ihrerseits empathisch in andere Personen hineinzuversetzen.

 

Sie integrieren sich nur schlecht in eine Gruppe. Gruppenzugehörigkeit bedingt, dass man (nur) ein gleichwertiges Mitglied derselben ist. Diese Gleichwertigkeit widerspricht dem Wunsch nach erhöhter Aufmerksamkeit.

 

Resignation auf beiden Seiten

Nach einigen Versuchen, den Wünschen dieser Menschen zu entsprechen, erkennt die Umwelt, die Unmöglichkeit des Unterfanges.

Man kann nicht immer nur für eine Person da sein und ihr immer mehr Aufmerksamkeit schenken als allen anderen.

 

Egal, was die Personen aus dem Umfeld tun, die entgegengebrachte Aufmerksamkeit reicht nicht aus. Zu wenig Lob, zu wenig Zeit, zu wenig Verständnis, zu unaufmerksames Verhalten, zu wenig Wertschätzung.

 

Und wenn das Umfeld erkennt, dass es keine Chance hat, den ausgesprochenen und unausgesprochenen Wünschen dieser Personen zu entsprechen, kann sich Resignation breitmachen.

 

Im schlimmsten Fall reagieren alle Beteiligten resigniert. Wer den Wünschen der anderen Personen entsprechen möchte und diese Aufgabe immer und immer wieder nur ungenügend erfüllt, verabschiedet sich von der Zielsetzung, das eigene Verhalten zur Zufriedenheit des Gegenübers zu gestalten.

 

Die Person, die anderen Personen vieles neidet und das Gefühl hat, nicht genügend Beachtung zu erlangen, reagiert ihrerseits resigniert.

 

Perfekte Persönlichkeit

Die perfekte Persönlichkeit gibt es nicht, aber die Unverwechselbarkeit jeder Person ist etwas sehr Wertvolles. Gemeinsamkeiten werden besonders wertvoll, wenn die Strahlkraft der nuancierten Unterschiede beibehalten wird.

 

Das Anerkennen der eigenen Persönlichkeit gepaart mit dem Wissen um die Entwicklungsmöglichkeiten, machen den eigenen Weg einzigartig und stärken den Glauben an sich selbst.

 

Der Platz ist einer Gemeinschaft ist das Blumenmeer. Und ab und an wächst die eine oder die andere Blume schneller und überragt dann die anderen Blumengeschwister.

Und da jede Blume ihre eigene Wachstumsgeschwindigkeit hat, wird jede Blume im Meer der Schönheiten auch einmal aus diesem herausragen.

 

Neid und Ehrgeiz und den Wunsch nach Anerkennung müssen deswegen weder negiert noch bekämpft werden, sie sollten nur nicht dazu führen, dass man sich in Missgunst verstrickt und sich permanent zurückgesetzt fühlt.

 

Bild Miss Marple mit Miss-Krone
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