Rebel-Management-Training denkt nach!

Nadine Rebel

Zuhören, auch wenn man den anderen nicht mag!

Der andere könnte Recht haben. Ob in Seminaren zum Thema Konfliktmanagement oder zur Implementierung einer guten Feedbackkultur, ja sogar bei Streit zwischen Kindern legt man mit diesem Satz das Fundament einer lösungsorientierten Bereinigung der Situation. Man muss die Wahrscheinlichkeit in Betracht ziehen, dass man selbst Fehler macht und gemacht hat. Ebenso muss man die Wahrscheinlichkeit in Betracht ziehen, dass die andere Sichtweise korrekt sein könnte.

Das macht keinen Spaß. Es wird umso schwieriger, je mehr man den anderen grundsätzlich ablehnt. Doch ist es nicht auch ein Zeichen der Zeit sich grundsätzlich gegen grundsätzliche Ablehnung aufzulehnen?

 

Kein Interesse an weiterem Kontakt

Ich mag manche Menschen nicht, so wie mich manche Menschen nicht mögen.

Ich würde mit diesen Menschen nie freiwillig in näheren Kontakt treten, ich möchte mit diesen Menschen nichts zu tun haben, diese Menschen möchten mit mir nichts zu tun haben.

 

Gerade in diesen Fällen finde ich es wichtig, einen differenzierten Blick zu behalten. Nur, weil eine Person, die mir von Grund auf unsympathisch ist, sagt, dass 2 und 2 im Ergebnis 4 ergibt, kann ich diese Aussage nicht als Lüge darstellen und mit der Begründung ablehnen, dass die Person ein schlechter Mensch mit unlauteren Absichten wäre. Das mag stimmen, ändert aber nichts an der Tatsache, dass 2 und 2 im Ergebnis 4 ergibt.

 

Trotzdem

Da es mitunter schwer werden kann, den differenzierten Blick zu behalten, gerade weil man die Person ablehnt und keiner einzigen Aussage von ihr zustimmen will, rein aus Trotz oder Selbstschutz oder Ähnlichem, sind neutrale Mediatoren notwendig.

 

Diese Vermittler haben die Aufgabe, den Blick auf die Tatsachen zu werfen. Sie haben die Aufgabe, Informationen zu beschaffen und zugänglich zu machen.

 

Nur mit klaren Informationen kann ein objektives Urteil gefällt werden. 
Ich finde es schade, dass dies in vielen Fällen nicht mehr möglich zu sein scheint.

 

Totschweigen als Lösung

Mir fehlen Menschen, die in ruhiger Art und Weise bereit sind, über alles zu reden. Ich habe das Gefühl, dass Vieles totgeschwiegen wird und man sich fast schon eines blasphemischen Verhaltens schuldig macht, wenn man es wagt, das Schweigen brechen zu wollen.

 

Allein, dass man nicht bereit ist, etwas, was einen interessiert, in stillem Einverständnis totzuschweigen, definiert einen als Persona non grata.

 

Was macht das mit mir? Ich werde misstrauisch. Ich wundere mich, warum man nicht mehr über „alles“ reden kann. Und diese Verwunderung kann dazu führen, dass ich mich gerade wegen dieser mangelnden Informationsbeschaffung frage, ob die Seite der Unsympathen unter Umständen richtig liegen könnte.

 

Das liegt so sicherlich nicht im Sinne des „Erfinders“ (m, w, d).

 

Ablehnung verstärkt den Trotz

Die Verfechter derer, die die Aussagen der Unsympathen ablehnen, weil sie von den Unsympathen getroffen wurden, verstärken durch ihr Verhalten häufig die ungute Atmosphäre: Sie antworten nicht, sie haben selten plausible und nachvollziehbare Gegenargumente, sie weichen auf die persönliche Ebene aus. Diese Menschen stellen interessierte Personen nur aufgrund der Tatsache, dass die Personen Interesse zeigen, als dumm oder gefährlich dar. Sie werden gegenüber den interessierten Personen nicht selten beleidigend und ausfallend.

 

Auch das finde ich sehr schade, weil es der objektiven Betrachtung nicht zuträglich ist.

In derartigen Situationen versuche ich selbst immer wieder, jegliche Beleidigung, jeglichen Zynismus und jeglichen Sarkasmus aus der Situation, aus meinen Worten, aus meinem Verhalten zu nehmen, weil ich es mir von den Gesprächspartnern ebenso wünschen würde.

 

Das ist anstrengend. Das kostet Nerven. Es ist mit einer gehörigen Portion Frustrationstoleranz verbunden und hinterher fühlt man sich müde und ausgelaugt.

Aber ich bin der festen Überzeugung, dass es die Anstrengung wert sein kann.

 

Es ist die Anstrengung wert

Dazu ist allerdings auch eine Kompromissbereitschaft notwendig. Ein echter Kompromiss, so sagt man, würde immer beiden Seiten etwas abverlangen. Manchmal kann man lesen, ein echter Kompromiss würde immer beiden Seiten „weh“ tun.

 

Zum einen versuche ich, die Wortwahl der „zwei Seiten“ wann immer es geht, zu vermeiden. Verschiedene Sichtweisen und unterschiedliche Herangehensweisen gefallen mir als Beschreibung der Situation und der darin involvierten Personen, besser.

Es gelingt mir nicht immer, das sieht man oben bei der Beschreibung des Wortes „Kompromiss“.

Zum anderen gehören zu einem differenzierten, interessierten und wertschätzenden Austausch auch immer die Eigenschaften der Aufgeschlossenheit, der Ruhe, der Geduld und des wertneutralen Interesses der Beteiligten.

 

Wahrnehmungsfehler Erfahrung

Wenn mich ein Mensch über eine lange Zeit falsch behandelt hat, wenn mich ein Mensch belogen hat, wenn ein Mensch mir Informationen vorenthält oder diese immer wieder so darstellt, dass sie Neutralität vermissen lassen, so werde ich in Zukunft nicht (mehr) erwarten, dass diese Person offen und ehrlich mit mir umgeht.

 

Das ist nur natürlich und dient in Konsequenz dem Eigenschutz. So verständlich dieses Verhalten sein mag, so sehr man es nachvollziehen kann, so unsinnig ist es, wenn man eine verfahrene Situation lösen möchte.

 

Und hier kommen wieder die oben erwähnten Mediatoren ins Spiel. Neutrale Beobachter, Supervisoren. Menschen und Institutionen, die von „oben“ auf die Situation sehen, die nicht Partei ergreifen, weder für noch gegen einen der Beteiligten, Beweise und Gegenbeweise suchen, Indizien nur als Beginn einer Aufarbeitung sehen.

 

Je mehr diese Aufgaben negiert werden, umso größer wird die Gefahr, sich in einen schädlichen Gedankenteufelskreis zu begeben. 
Schlichter, weise Menschen, Ruhepole, konstruktive Kritiker, neutrale Fragensteller. Ich vermisse diese zurzeit.

 

Hilfe

Und eben weil es mir nicht möglich ist, allein für mich zu differenzieren, benötige ich hier Hilfe. Wird mir diese Hilfe verwehrt, hört man mir nicht zu, behandelt man mich abschätzig, geht mir die Kraft aus, alles allein objektiv zu beleuchten. Und wenn mir die Kraft ausgeht, dann schließe ich mit dem Thema ab. Der Abschluss des Themas kann ein falscher sein.

 

Die Erfahrung, die ihrerseits ein Wahrnehmungsfehler sein kann, wie oben beschrieben, sagt mir, dass es keinen Sinn macht, um Erklärungen und Aufklärung zu bitten. Die Erfahrung sagt mir, dass dies nicht gewollt zu sein scheint. Die Frage, die aufgrund des Verhaltens im Raum steht, ist die Frage nach dem „warum“? Die Antwort kann ich mir nicht geben, das Misstrauen bleibt. Und dieses Misstrauen führt dazu, dass ich mich frage, ob ich für meinen Teil nicht vielleicht Fehler gemacht habe, weil ich die Unsympathen abgelehnt habe?

 

Wenn ein Haus brennt, wird es nicht gerettet, wenn die, die es löschen könnten, nicht bereit sind, miteinander Wasser zu schleppen, weil sie sich nicht leiden können. Die Flammen werden sich nicht zurückziehen, nur weil man nicht mehr hinsieht.

 

Steht man am Ende vor den Ruinen des Hauses, ist es zu spät.

 

 

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